Schöner leben, mehr haben

Thomas Buomberger, Peter Pfrunder (Hrsg.), Limmat Verlag, Zürich 2012, 54 Franken (www.limmatverlag.ch). Die 50er-Jahre in der Schweiz im Geiste des Konsums, 155 Seiten, Text auf blauem Papier, 114 Seiten Bilder auf weissem Papier, unprätentiös im Format A4 und darin kompakt und präzis die Schweiz, in der die Nachkriegsgeneration aufgewachsen ist.

Die zehn Autorinnen und Autoren lassen die 50er-Jahre vom Kriegsende 1945 bis zur Expo 1964 dauern, eine Dehnung, die plausibel erscheint. Während dieser 19 Jahre, die ganz unter dem Verdikt des Kalten Krieges stehen, ringen in der Schweiz zwei Kräfte miteinander, die fast paradox umgekehrt auf die beiden Weltmächte bezogen erscheinen. Auf der einen Seite findet sich ein autoritärer Konservatismus mit fast sowjetisch anmutendem Staatsverständnis, auf der anderen Seite lockt der «American Way of Life», das Versprechen eines Konsumschlaraffenlandes mit Auto (Thomas Buomberger), Kühlschrank und anderen Haushaltswundern (Beatrice Schumacher), Unterhaltung zwischen Boulevard und Hörspiel (Edzard Schade und Adrian Scherrer) und dazu Schlager, Jazz und Halbstarke (Samuel Mumenthaler).

Ein in kleinbürgerlicher Enge gefangenes «Schlaraffia » (Georg Kohler) ist es, und erst die 68er werden es in den Hedonismus der kleinbürgerlichen Selbstverwirklichung überführen – oder zu überführen versuchen (Peter Pfrunder). An Georg Kohlers Einführung anknüpfend finden sich im Buch drei weitere nicht primär auf den Konsum bezogene Beiträge. Sie handeln von «dezentem Sexappeal» und «eklatanter Diskriminierung» (Elisabeth Joris), vom Sturmgewehr 57 als Fundament der Armee (Benedikt Loderer) und von der italienischen Einwanderung als «durchleuchteter unsichtbarer Arbeitskraft» (Gianni D’Amato). Roger Monnerat