In den nachfolgenden Kurzportraits werden einige Frauen der ersten Stunde vorgestellt. Sie haben entscheidend dazu beigetragen, dass der Einsitz von Frauen im Bundesparlament und in den kantonalen Parlamenten selbstverständlich wurde.
Auffallend sind die Themen, mit denen sich diese Frau beschäftigten. In den meisten waren sie ihrer Zeit voraus. Einige sind immer noch nicht voll umgesetzt. Frauen kämpften von Anfang an für eine soziale, gleichberechtigte Gesellschaft. Dieser Kampf muss weitergeführt werden.
- Liliane Uchtenhagen, Nationalrätin
- Gabrielle Nanchen, Nationalrätin
- Nelly Wicky, Nationalrätin
- Emilie Lieberherr, Stadtpräsidentin von Zürich und Ständerätin
- Hanna Sahlfeld-Singer, Nationalrätin
- Dora Hofstetter, Landrätin, Verfassungsrätin und Oberrichterin
- Franziska von Gunten, Landrätin und Präsidentin der SP-Fraktion
Liliane Uchtenhagen

Liliane Uchtenhagen hat Staatswissenschaften an der Uni Basel und der London School of Economics studiert. 1970 trat sie in die SP ein und wurde in den Gemeinderat der Stadt Zürich gewählt. 1971 gehörte sie zu den ersten Frauen, die in den Nationalrat gewählt wurden. Dort fiel sie durch ihre wirtschaftliche Kompetenz auf. Sie setzte sich vor allem für eine verstärkte Kontrolle der Banken ein. 1983 kandidierte sie als erste Frau der Schweiz für den Bundesrat. Die bürgerliche Mehrheit wollte allerdings keine profilierte Wirtschaftswissenschaftlerin aus der SP im Bundesrat. In der Folge wurde in der Partei intensiv ein möglicher Austritt aus dem Bundesrat diskutiert. 1991 nach zwanzig Jahren im Nationalrat trat Liliane Uchtenhagen nicht mehr zur Wiederwahl an.
Gabrielle Nanchen

Gabrielle Nanchen war bei ihrer Wahl 1971 mit 28 Jahren die jüngste Nationalrätin. Die studierte Sozialwissenschaftlerin hatte nach Ihrem Wegzug aus dem Kanton Waadt in den Kanton Wallis das kantonale Stimmrecht verloren. Das bewog sie, in die Politik zu gehen und für das Frauenstimmrecht zu kämpfen. Sie trat der SP bei. In ihren zwei Legislaturperioden im Nationalrat setzte sie sich für das Recht auf Abtreibung, die Gleichstellung von Mann und Frau, das flexible Rentenalter und den Elternurlaub ein. Sie hat als erstes Ratsmitglied die Abschaffung des Saisonnierstatuts verlangt. Nach der Geburt ihres dritten Kindes entschloss sie sich, nicht mehr für den Nationalrat zu kandidieren.
Nelly Wicky

Nelly Wicky war Mitglied der Partei der Arbeit der Schweiz im Kanton Genf. Sie war von 1963 bis 1991 Mitglied des Genfer Stadtparlaments. Nach Einführung des Frauenstimmrechts auf eidgenössischer Ebene 1971 wurde sie in den Nationalrat gewählt. Sie unterrichtete als Primarlehrerin an verschiedenen Schulen im Kanton Genf. Als feministische Aktivistin setzte sich die Mutter zweier Kinder für das Recht auf Abtreibung, für eine Mutterschaftsversicherung und gegen die Kriminalisierung der Militärdienstverweigerer ein. 1975 wurde Nelly Wicky nicht mehr gewählt, da die PdA Genf einen Sitz im Nationalrat verlor.
Emilie Lieberherr

Emilie Lieberherr war Berufsschullehrerin und Mitbegründerin des KonsumentInnenforums Schweiz. Dieses präsidierte sie von 1965 – 1978. Sie wurde zu einer der führenden Persönlichkeiten im Kampf um das Frauenstimmrecht in der Schweiz. 1969 wurde sie Präsidentin des Aktionskomitees für den Marsch nach Bern. Sie trat der SP bei und wurde die erste Stadträtin der Stadt Zürich. Dieses Amt hatte sie bis 1994 inne. 1978 wurde sie in den Ständerat gewählt. Zudem war sie die erste Präsidentin der Eidgenössischen Kommission für Frauenfragen. Sie gehörte damit zu den Pionierinnen der Frauenpolitik in der Schweiz. 1990 unterstützte sie den bisherigen Stadtpräsidenten im Wahlkampf anstelle des SP-Kandidaten und wurde in der Folge aus der SP ausgeschlossen.
Hanna Sahlfeld-Singer
Hanna Sahlfeld-Singer war reformierte Pfarrerin in Oberhelfenschwil. 1970 hielt sie eine 1. August-Rede zum Frauenstimmrecht. Das trug ihr einen Platz auf der Nationalratsliste der SP St. Gallen ein. Sie war zusammen mit ihrer Kollegin aus dem Wallis, Gabrielle Nanchen, die jüngste Nationalrätin. Da die Bundesververfassung «Bürger des geistlichen Stands» aus dem Parlament ausschloss, musste sie ihre Anstellung bei der Kirche aufgeben. 1972 gebar sie ihr zweites Kind. Damit war sie die erste Nationalrätin, die während ihrer Amtszeit Mutter wurde. Sie machte sich stark für die Einführung eines Zivildienstes, die erleichterte Einbürgerung von Flüchtlingen und die Einführung von Tempo 40 innerorts. 1975 verzichtete Hanna Sahlfeld-Singer auf eine erneute Kandidatur. Ihr Ehemann hatte seiner deutschen Herkunft wegen keine Stelle als Pfarrer im Kanton St. Gallen gefunden. Die Familie zog deshalb nach Deutschland.
Dora Hofstetter
Dora Hofstetter wurde 1971 in den Einwohnerrat Reinach gewählt und vertrat die SP Baselland von 1973 – 1981 im Landrat. 1975 setzte sie sich intensiv für den Baustopp des Autozubringers T18 im Birstal ein. Sie war Mitglied der Finanzkommission. Die Gleichstellung der Frauen in Beruf und Gesellschaft war ihr zentrales Anliegen. Von 1979 – 1981 wirkte sie im Verfassungsrat Basel-Landschaft mit und von 1981 – 1986 war sie Oberrichterin. Zudem war sie Delegierte der SP Baselland in der Oberrheinischen Sozialistischen Internationalen.
Franziska von Gunten
Franziska von Gunten war unter den ersten vier Frauen, die 1971 in den Landrat Basel-Landschaft gewählt wurden. Ohne politischen Erfahrungshintergrund schaffte sie sich bald einen wichtigen Platz in der SP-Landratsfraktion. 1972 engagierte sie sich zusammen mit vielen SP-Mitgliedern für die Abstimmung über die Einführung der kantonalen Reichtumssteuer. Sie musste dort viele negative, ja gehässige Reaktionen in Kauf nehmen. Sie wurde aber glanzvoll wiedergewählt und war zeitweise für die SP Mitglied im Landratsbüro. In den letzten beiden Jahren ihrer Landratstätigkeit präsidierte sie die SP-Fraktion. 1983 durfte sie infolge der Amtszeitbeschränkung nicht mehr zu Wahl antreten.